#2025 Update: Rückzahlungen, Versteigerung, Stromausfall
Schönen Sonntag!
Lange nichts mehr gehört! Astrid und ich hatten viel zu tun, und es ist natürlich auch gut, etwas Abstand zu halten.
Im Mai war die Power2Drive Messe in München, und da haben wir nicht nur uns getroffen, sondern auch einige ehemalige Sonos, die neue Jobs gefunden haben, bei TheMobilityHouse, 1Komma5 Grad, chinesischen Autoherstellern, die jetzt nach Europa kommen, VW und vielen anderen aus der E-Mobilitätsbranche.
+++ RÜCKZAHLUNG +++
Was die meisten hier interessieren wird: gibt's die erste Tranche aus an die Gläubiger - im Fachjargon „Quotenausschüttung“? Astrid hat an der Quelle nachgefragt:
Im Juni 2025 soll die erste Rückzahlung erfolgen. Die Vertretung der Gläubiger für uns ist DENTONS, und die Kontonummern haben sie.
Hier die Antwort dazu im Zitat:
“Status der Rückzahlungen:
Die Auszahlung der ersten Quote folgt den Vorgaben des Insolvenzplans. Danach erfolgt sie innerhalb einer Woche nach Ablauf des fünfzehnten Monats nach der Aufhebung des Insolvenzverfahrens. Dies bedeutet, dass die Auszahlung Anfang Juni dieses Jahres bevorsteht.
Wir bereiten derzeit in unserer Rolle als Plantreuhänder in Abstimmung mit dem Planüberwacher diese erste Quotenausschüttung vor. Der Planüberwacher wird die Auszahlung sodann an die Gläubiger, der rechtskräftig festgestellten und insoweit quotenberechtigten Insolvenzforderungen nach Maßgabe des Insolvenzplans vornehmen.”
+++ VERSTEIGERUNG +++
Die Sions stehen wohl immer noch in der Halle.
Vor zwei Jahren schon sollten die Sions im Lager versteigert werden, zugunsten der Gläubiger. Passiert ist bisher - nichts. Bei der Versteigerung der Büromöbel hieß es noch, im Sommer 2024 werden die Autos versteigert. Schon wieder ein Jahr rum.
Einige Reservierer hatten ja durchaus Interesse. Emotional am „werthaltigsten“ als Stand-Fahrzeug sicher der finale Sion mit den Unterschriften der Reservierer, da der auch innen komplett aufgebaut ist. Die beiden Ur-Sions auf BMW I3 Basis (der weiße und der schwarze) sind die einzigen, für die man Ersatzteile bekommen kann und vermutlich auch irgendwie mit rumfahren kann. Wenn der Akku noch mitspielt.
Auch hierzu gab es Punkt 2 der Antwort, es müsste eigentlich schon losgehen mit der Versteigerung demnach:
“Veräußerung der Sions und Zubehörteile
Der Plantreuhänder war nach Maßgabe des Treuhandvertrags dazu verpflichtet, sich zunächst zu bemühen, die Sion-Assets, soweit möglich und zweckmäßig, als Gesamtheit zu verkaufen, um eine Fortführung des Sion-Programms zu ermöglichen. Dies konnte aufgrund der angestrengten Marktlage nur teilweise verwirklicht werden. Derzeit finden die letzten Vertragsvorbereitungen mit einem feststehenden Erwerber für ein Sion-Asset-Paket statt.
Die verbleibenden physischen Sion-Assets (auch Vorserienfahrzeuge und Zubehörteile) sollen sodann im Rahmen einer Online-Auktion vermarktet werden. Der genaue Termin steht derzeit noch nicht fest. Geplant ist, die Online-Auktion Ende dieses Monats oder Anfang Juni zu starten. Die Auktion soll dann für zwei bis drei Wochen laufen. Derzeit dauern die Vorbereitungen für die Auktion noch an, sodass die Daten unter Vorbehalt stehen. Sobald die genauen Daten feststehen oder wir einen Link haben, werden wir Sie entsprechend informieren.”
+++ SONO SOLAR +++
Sono Solar will weiterhin zurück an die Technologie-Börse NASDAQ.
Die N.V. bleiben sich treu, mit verspäteten Abgaben von Berichten. Zuletzt sind wohl gleich zwei Vertreter des Unternehmens abhandengekommen, der CFO und der dazugehörige Controller.
Die Zahlen kamen dann Mitte Mai mit etwas Verspätung. Und es gibt dem Zahlenwerk nach auf dem Papier einige Mio. Gewinn, da man die Tochterfirma Sono Motors neu bewertetet hat. Im Rahmen der Insolvenz wurde sie auf 0 abgeschrieben. Da sie aber aus dem Inso-Verfahren raus ist, hat sie wieder einen Wert. Und so entsteht der Gewinn. Alles auf dem Papier.
Yorkville schießt auch 2025 nochmal Geld in die Sono Motors GmbH nach.
https://ir.sonomotors.com/sec-filings/sec-filing/8-k/0001171843-25-003334
Auf der Website und auf LinkedIn finden noch Interessierte immer mal wieder News.
https://www.linkedin.com/company/sono-motors-gmbh/
Das Solar-Business hat seit Januar 2025 die ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) als erstes deutsches Unternehmen für die Solarintegration auf Fahrzeugen (ViPV) erhalten. Das vereinfacht Zulassungsprozesse - immerhin. Interessant wird - wie immer - zu sehen, ob sich das in Zulassungszahlen niederschlägt.
https://sonomotors.com/de/press/press-releases/sono-motors-sbk-ttg/
+++ NORTHVOLT +++
Sono hatte sich seinerzeit auch ans Wirtschaftsministerium gewandt, um die 100 Mio. voll zu bekommen für die Serienfertigung. „Man fördere keine Einzelunternehmen“. Nur um kurz später eine Bürgschaft für die 600 Mio. für Northvolt abzusichern, zusammen mit Schleswig-Holstein. Das hat mich damals maßlos geärgert.
Die Millionen wurden jetzt auch komplett fällig, auch wenn gerne etwas anderes gesagt wird. Das Land Schleswig-Holstein hat offengelegt, dass man eine Zahlungsaufforderung erhalten hat und auch bezahlen wird. 600 Mio. muss der Bund der KfW zurückzahlen. 300 Mio. das Land an den Bund.
https://www.landtag.ltsh.de/nachrichten/25_03_06_northvolt_ausfallbuergschaft_finanzausschuss/
Ein Bericht aus 2024 dazu: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Northvolt-Krise-Land-wird-wohl-bald-zur-Kasse-gebeten,northvolt486.html
München hingegen will jetzt „Scale Ups“ fördern. Wer bereits einen dreistelligen Millionenbetrag bekommen hat von Investoren, der darf sich über eine Sonderbehandlung freuen.
Damit Münchens Wirtschaft stark und Wohlstand sicher bleibt, sollen künstliche Intelligenz (KI), saubere Technologien und Start-ups gefördert werden, die schon eine beachtliche Größe erreicht haben. Die sollen unbedingt in München bleiben.
Municon Valley sagt man, soeben hat sich OpenAI auch angesiedelt.
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-start-ups-innovationsagenda-ki-li.3252588
+++ BLACKOUT SPANIEN +++
Am 28. April ca. 12:33 Uhr (CET) fiel der Strom in Spanien und Portugal großflächig aus und noch immer gibt es keine schlüssige Erklärung. Schon am ersten Tag war man sich sicher, dass es kein Hackerangriff war. Was genau wann passiert ist, weiß man inzwischen anhand diverser Daten zum Frequenz- und Lastverhalten. Aber warum es dann genau passiert ist, dafür fehlen immer noch Bausteine. Es ist ganz spannend, der Wissenschaft und den Praktikern beim Denken und Forschen zuzuhören. Aufgrund der nach wie vor vorhandenen Berichterstattung, wurde inzwischen ein internationaler Experten-Arbeitskreis ins Leben gerufen, der noch immer am Bericht arbeitet.
Vor dem Vorfall exportierte Spanien 1.000 MW nach Frankreich, 2.000 MW nach Portugal und 800 MW nach Marokko. Und dann ging eine Kaskade los, bei der insgesamt 15 MW an Erzeugungsleistung innerhalb von 5 Sekunden abgeschaltet wurden. Als die Frequenz auf etwa 48 Hz absank (50 Hz plus minus wenige Nachkommastellen +/- 0,02 sind der sichere Wert), wurden auch noch die AKWs in Spanien aus Sicherheitsgründen vom Netz genommen.
Jetzt hat die ENTSO-E eine internationale Expertenkommission benannt, um den Sachverhalt aufzuklären und vor allem, um Maßnahmen zur Netzstabilität europaweit zu vereinbaren. Viele Fachleute beklagen, dass zu wenig träge Massen im Netz sind, andere meinen, Batterien wären jetzt gut gewesen und netzdienliche Wechselrichter, alles Baustellen im Netzausbau, das ist klar.
Klaus Kaschnitz aus Österreich leitet die Kommission, im normalen Leben Abteilungsleiter für Betriebskoordination und Versorgungssicherheit beim Austrian Power Grid.
Für Deutschland ist Tillmann Ringelband dabei, der über „Unsicherheit witterungsabhängiger Übertragungskapazitäten bei der Netzbetriebsplanung“ an der RWTH Aachen promoviert hat. Damit gibt es auch jemanden, der den Aspekt der „Atmosphärischen Störungen“ beleuchten und ggf. ausschließen kann.
Die ENTSO-E versammelt alle Übertragungsnetzbetreiber unter sich, hier hat man den besten Überblick, wer sich da laufend abstimmt. 36 Länder sind Teil der ENTSO-E. Die Ukraine ist seit 2024 dabei. Großbritannien fehlt. Irland ist hingegen dabei. Man sollte und kann voneinander lernen.
https://www.entsoe.eu/about/inside-entsoe/members/
Die Karten zeigen alle Übertragungsnetze und man sieht dabei, wie unterschiedlich dicht die Netze sind. Wer umschalten bzw. Strom umleiten kann, hat mehr Gestaltungsspielraum.
https://www.entsoe.eu/data/map/downloads/
Es gibt also zahlreiche Theorien, was in Spanien genau „zusammengekommen“ sein könnte. Alles noch Spekulation! Eine davon - neben Hackerangriff, Atmosphäre/Sonnensturm - die auch beim Stromausfall in Griechenland schnell genannt wurden - ist die Insellage mit relativ wenigen Verknüpfungspunkten der iberischen Halbinsel. Und natürlich der Vorwurf des solaren Überangebotes.
Fakt ist, die Netze sind Sensibelchen, müssen immer etwa 50 Hz (Frequenz) haben, Tag und Nacht überall und die Leitstellen kümmern sich – im Idealfall – mehr oder weniger automatisch darum. Zudem spielen wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle, welches Kraftwerk laufen soll und welches nicht. Das Hochfahren eines Atomkraftwerks kostet 500.000 Euro, da überlegt man sich genau, ob sich das rechnet.
In den letzten Jahren hat sich aber auch die Nachfrage sehr gewandelt. Klingt komisch, aber als plastisches Beispiel waren Glühbirnen viel robuster und können gedrosselt werden - die flackerten schon mal - LEDs nicht, die sind on/off. Das hat auch wie Rechenzentren, Bitcoinmining usw. den Bedarf an „Art“ des Stroms und die Ansprüche an die Netze völlig verändert. Nur die 50 Hz, die sind konstant zu halten.
Hier einige weitere Links für Interressierte:
Energy Charts Erklärungen für Datenfreunde:
https://youtu.be/ElDQr8Vueyw?si=vg6MjQznIxokLrM9
Hier ein guter Podcast über Netzstabilität mit einer Elektroingenieurin von Amprion.
Und nicht zuletzt Dr. Andreas Schmitz, der einige sehr mathematische Ausführungen diverser Spezialisten etwas verdaubarer für jedermann zusammenfasst. Inkl. der Aufdeckung, warum man nicht alles mit Google-Übersetzer machen sollte.
https://youtu.be/gOLflV04h8E?si=zJGG8AtSewuQWgou
+++ FUN FACT +++
Kleiner Fun Fact am Rande: Hühner merken das mit dem LED-Licht, die mögen kein niederfrequentes Licht, lieber 2000 Hz, weil sie viel mehr Einzelbilder sehen als wir und legen bei künstlichem LED Licht oder Energiesparlampen daher keine Eier oder werden unleidlich. Ein befreundeter Hühnerzüchter suchte deshalb neulich dringend nach Glühbirnen:
https://www.provieh.de/2019/12/lichtverhaeltnisse-im-huehnerstall/
Bleibt gesund,
Astrid und Seb