#01: Hauptversammlung, Steuer, Ionity
Schönen Sonntag! 2024! Wir hoffen, ihr seid alle gut gerutscht und habt es trocken. Und morgen auf Trecker aufpassen, die sind groß und stark.
+++ HAUPTVERSAMMLUNG +++
Am 29.12. fand die Hauptversammlung (AGM) der Sono N.V. in Amsterdam statt. Da Laurin und Jona noch die absolute Mehrheit haben, waren die Abstimmungen eine “gemähte Wiese”. Sono hat jetzt auch offiziell einen neuen Aufsichtsrat, übergangsweise bis Yorkville übernimmt. Alle Tagesordnungspunkte einstimmig.
Die Hauptversammlung war eine Bedingung von Yorkville, allerdings wurden nicht alle offenen Punkte beschlossen, die gefordert wurden. Es ist also mit weiteren Versammlungen zu rechnen im Januar und Februar.
https://ir.sonomotors.com/sec-filings/sec-filing/6-k/0001171843-24-000008/
+++ STEUERERSTATTUNG +++
Die Anzahlungen auf den Sion waren mit Mehrwertsteuer. Auf der Gläubigerversammlung war es Thema, aber nicht ausführlich und auch nicht verbindlich. Wir recherchieren derzeit, ob und wie man sich die bei der Steuererklärung wiederholen kann. Es sieht aber eher schlecht aus dass das funktioniert.
”Im Prinzip geht es, hieß es”, man darf es nur nicht schon mal bei der Anzahlung damals geltend gemacht haben (das wäre bei vorsteuerabzugsberechtigten gewerblichen Nutzern der Fall).
Noch haben wir dazu keine belastbaren Antworten. Falls jemand unter den Lesern Steuerberater ist oder schon mal was in der Richtung geprüft hat – gerne in die Kommentare. Immerhin sind das 19 % – oder gut 10 Millionen Euro. Und mehr als die Quote.
Der Zeitpunkt der Insolvenz zählt, es betrifft also - wenn da was gehen sollte - die Steuer 2023. Viel Hoffnung haben wir aber nicht, angesichts der Quellen.
https://www.bundesfinanzhof.de/de/entscheidung/entscheidungen-online/detail/STRE202150048/
+++ NATRIUM +++
Bisher fahren Elektroautos mehrheitlich mit Lithium-Ionen-Batterien. Das dafür nötige Lithium ist jedoch schwer zu gewinnen und teuer. Trotz der Massenfertigung ist ein Preisverfall laut Experten nicht flächendeckend abzusehen. Daher suchen Autobauer nach Alternativen. Bisher wurden Natrium-Ionen-Akkus vor allem zur Energiespeicherung eingesetzt oder in Zweirädern verbaut. Dass sie nun auch bei Elektroautos eingesetzt werden sollen, ist eine jüngere Entwicklung.
Das chinesische Modell Yiwei 3 setzt erstmals auf Natrium-Ionen-Batterie, kommt komplett ohne Lithium aus und hat eine (unter optimalen Bedingungen) Reichweite von 252 Kilometern. Die Batterie kann in 20 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden, hat eine Kapazität von 25 Kilowattstunden und eine Energiedichte von 120 Wattstunden pro Kilogramm. Zum Vergleich, Li-Ion hat eine Dichte von etwa 240 Wh pro Kilogramm, kann also etwa doppelt so viel speichern pro Kilogramm.
Natrium ist das sechsthäufigste Element der Erdkruste und könnte künftig massenhaft dazu beitragen, Strom in Batterien zu speichern und damit Autos anzutreiben. Bekannt ist der Stoff bislang vor allem als Natriumchlorid, also Kochsalz.
Natrium-Ionen-Batterien sind weitaus günstiger in der Herstellung, allerdings sind sie auch schwerer. Große Luxusautomodelle lassen sich damit deshalb nicht ausstatten. Dazu sind Natrium-Ionen Batterien nicht brennbar.
+++ TORSTEN +++
Torsten Kiedel (CFO) hatte am 31.12.2023 seinen letzten Tag bei Sono und direkt am 1.1.2024 eine neue Position als CFO bei IONITY angetreten.
Ionity hat aktuell viele Themen die Geld kosten: Ursprünglich als Antwort auf Teslas Supercharger-Netzwerk gedacht, kämpft Ionity mit einer ganzen Reihe von Themen, um nicht den Anschluss zu verlieren an Tesla, Enel-X, Shell und andere. Viele Themen und viel Kapitalbedarf um aufzuholen.
Auf der einen Seite wissen wir, dass sich viele schwer tun: Sono ist pleite gegangen, da schaut man genau auf den Finanzer. Torsten kam direkt nach der 50 Mio. Kampagne – und hat Sono an die Börse gebracht. Der LinkedIn-Abschieds-Post ist schön geschrieben – in den Kommentaren ist uns persönlich doch etwas zu viel gute Laune und Sonnenschein, zu nah ist noch das Aus und die niedrige Quote. Sono hat viele geprägt - nur zum Jubeln ist es nicht.
Aber, und das muss man mit Respekt feststellen, Torsten hat bis zum Ende gekämpft, er war der Finanzkapitän und geht am Ende von Bord mit einem geregelten Haus. Der Yorkville-Deal ist eine Finanztransaktion, die sicher auch seine Handschrift trägt.
https://www.linkedin.com/feed/update/urn:li:activity:7148078630428995584/
https://www.automobilwoche.de/nachrichten/sono-motors-beruft-neuen-cfo
+++ PRESSE ECHO +++
Sono ist einigen Portalen immer noch eine Seite-Eins-Meldung wert, auch wenn die Qualität etwas auf der Strecke bleibt.
CHIP:
Wie schnell die Wirklichkeit das Internet überholen kann, sieht man bei Chip (Burda):
Pleite bei deutschem Autohersteller: Alle Mitarbeiter müssen wohl gehen,
In einer US-Börsenmitteilung heißt es demnach, dass man noch immer keinen Investor habe finden können [....]. Es ist unwahrscheinlich, dass in den kommenden Tagen ein Vertragsabschluss zustande kommt.
Der Artikel vom 6.1. ist inhaltlich auf dem Stand von November. Dass diese später wieder zurückgeholt wurden, kam bei Autor Tobias Stadler nicht an. Aber viele Vorwürfe kann man nicht machen, einen Tag zuvor schreibt der Szene-Experte noch im Computer-Magazin, dass Ritter Sport vier neue Schokoladensorten auf den Markt bringt.
Ippen Media (HNA) schreibt drei Tage vorher fast das gleiche. Vielleicht hat sich Tobias von Burda da “inspirieren” lassen.
FINANCE MAGAZIN
Aktueller ist das Finance Magazin: Das Solartechnologieunternehmen hatte bereits im November mithilfe der Sanierer Holger Ellers, Arne Friel und Dirk Schoene (Dentons) Verträge mit dem US-Investor Yorkville Advisors unterzeichnet. Mit der Umsetzung des Insolvenzplans kann Sono Motors fortgeführt und weiterentwickelt werden.
Da wirbt man für sich.
+++ BUCH-PROJEKT +++
Vielen Dank für die ganzen positiven Rückmeldungen. 89 GB in der Dropbox, 179 GB Videos, dazu über 10.000 Forenbeiträge, wir sind vorbereitet arbeiten gerade an einem spannenden und gut zu lesenden Konzept. Das Buch soll spätestens zu Weihnachten auf dem Tisch liegen, also eher als die Quote. Zumindest planen wir das so.
+++ FUN FACT +++
Das heutige Titelbild zeigt passend zum Thema wie sich die künstliche Intelienz ein “Solar Agricultural Vehicle” vorstellt, ein SAV. Soweit ist die Forschung noch nicht -aber es gibt deutsche E-Technik für den Landwirt. Erste Elektro-Traktoren von Fendt und Tadus sind in der Pipeline. Strom gibt es Dank Dach-Solar genug auf vielen Höfen.
Der Tadus Traktor (Pilot) soll sich nach zwei bis vier Jahren amortisieren und erlaubt es zudem, den eigenen Solarstrom zu nutzen – den viele Bauern schon großflächig ernten Tadus sieht da die Zielgruppe. Der Tadus ist zugleich ein bidirektionaler Energie-Speicher - mit Trekker als Zusatznutzen. Sogar DC-Schnellladen – mit 100 kW – soll der Tadus später unterstützen.
https://www.youtube.com/watch?v=KJfyYaGZEUo
Der Bauer Astis Vertrauens brachte das als Argument am Samstag: Die Einspeisevergütung der PV ist einfach zu gut. Zur Demo geht er Montag vors Rathaus, aber er hat keine Zeit für Traktoren-Konvois.
Er weiß zu berichten, dass die für Statistiken herangezogenen Referenzbetriebe etwa 115.000 Euro Gewinn 2023 gemacht haben. Abzüglich Sozialabgaben / Renten etc. bleibt noch was zum Leben. Es geht nicht ums Geld. Es geht ums Prinzip, dass was weggenommen wird, nur weil die Ampel den Haushalt nicht gebacken bekommt und VW gäbe ja auch nichts ab, sagt er. “Warum wir, wenn nicht die?”
Während der Bauer noch wartet, sind seine Kinder schon weiter.
Beispiel: https://www.rofu.de/peg-perego-elektrofahrzeug-john-deere-traktor-mit-anhaenger-12v.html?
Wir wissen, dass beim Thema Streik der Bauern gerade die Emotionen hoch kochen. Es muss gespart werden, und die Politik testet die Gewässer. Gibt es starke Gegenwehr, zieht die Karawane weiter und sucht neue Sparziele.
Schöne Woche, bleibt gesund,
Sebastian und Asti
PS: Nächste Kolumne am 4. Februar